Glanz fürs Portfolio

„Safe haven“-Investments sind immer gefragt, wenn es turbulent an den Finanzmärkten zugeht. Die derzeit bestehenden wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken lassen insbesondere Gold im neuen Glanz erscheinen.

Auf einmal kommt alles ganz anders als erwartet. Die Finanzmarktturbulenzen nach der Pleite der Silicon Valley Bank und der Signature Bank durchkreuzen die Pläne der Notenbanken, mit weiteren Zinserhöhungen die anhaltend hohe Inflation zu bekämpfen. Zwar hat die Fed zuletzt den Leitzins noch einmal um 0,25 Prozentpunkte raufgesetzt. Notenbank-Chef Jerome Powell hat aber zumindest laut darüber nachgedacht, diesen auszusetzen. Die Währungshüter befinden sich in einem Dilemma. Denn obwohl die Geldentwertung zuletzt etwas gesunken ist, ist sie immer noch meilenweit vom Zwei-Prozent-Ziel der Fed und der EZB entfernt.

Es wäre ein Wunder gewesen, wenn der rapide Zinsanstieg der vergangenen 15 Monate keine Schieflagen bei Banken, Hedgefonds oder Unternehmen verursacht hätte. Lediglich das Wann und Wer beziehungsweise Wo war nicht klar.

Klarer Profiteur der aktuellen Unruhen ist Gold. Der Preis der Feinunze legte deutlich zu und notierte in der Spitze sogar wieder über der 2000 US-Dollar-Marke. Ein Niveau, dass das Edelmetall zuletzt zu Beginn des Ukraine-Kriegs und in der Corona-Pandemie erreicht hatte. Also immer dann, wenn Panik an den Märkten herrschte, ist Gold ein beliebter Zufluchtsort.

Normalerweise profitieren auch der US-Dollar und in den zurückliegenden Jahren auch häufig der Schweizer Franken von gestiegenen Unsicherheiten, was dann den Goldpreis in Euro zusätzlich nach oben treibt.

Doch diesmal kam es anders, da die USA und die Schweiz im Mittelpunkt der Bankenkrise stehen. Nach vorne blickend wird wohl gerade der Schweizer Franken seinen Status als „Safe haven“ verlieren. Denn mit den vergebenen Garantien für die Credit Suisse im Zuge der Fusion mit der UBS könnten künftige Krisen die Schweiz in eine Finanzmisere stürzen. Die wesentlich größere Volkwirtschaft der USA sollte jedoch auch diese Krise überstehen können.

Gold sorgt für Stabilität
Vor diesem Hintergrund bleibt das Edelmetall ein verlässlicher Portfoliobestandteil, das in Stresssituationen einen gewissen Ausgleich bringen kann. Über die vergangenen Jahrzehnte zeigte sich Gold über kurze und längere Zeiträume in der Regel unkorreliert zu den wichtigsten Aktienmärkten. Wenig Gleichlauf gibt es auch mit Anleihen und Rohöl.

Sogar die Rendite bleibt nicht auf der Strecke. Je nach Zeitraum konnten Anleger in den zurückliegenden 25 Jahren eine Performance zwischen acht und zehn Prozent pro Jahr einfahren. Man kann zwar an Gold kritisieren, dass es eigentlich nicht gebraucht wird – zumindest nicht in der Realwirtschaft. Auch wirft das Edelmetall keine Zinsen oder Dividenden ab. Aber am Ende des Tages kommt es auf den Total Return an. Und da muss sich Gold nicht verstecken.

Nach einer Dürreperiode hat in 2022 die Nachfrage nach Gold wieder um 18 Prozent zugelegt. Insbesondere sind einzelne Notenbanken verstärkt auf der Käuferseite zu finden. Diese Gruppe hat im zurückliegenden Jahr 1.136 Tonnen des Edelmetalls gekauft und stellte damit nach der Schmuckindustrie die zweitgrößte Nachfragegruppe dar. Nach dem Einfrieren der ausländischen Gelder Russlands hat für einige Länder der Reiz von Gold zugenommen. Sofern es im eigenen Land gelagert wird, haben andere Staaten keinen Zugriff darauf, was die Sicherheitsfunktion zusätzlich erhöht. Dieser Trend dürfte anhalten.

Inflationsschutz bleibt gefragt
Die Notenbanken werden sehr wahrscheinlich von ihrem restriktiven Geldkurs abweichen, um das Finanzsystem nicht unter weiteren Stress zu setzen. Sofern es nicht zu einer tiefen Rezession kommt, wird deshalb die hohe Inflation wohl noch länger anhalten.

Der US-Dollar bietet zurzeit noch mit den vergleichsweisen hohen US-Leitzinsen einen guten Ausgleich, doch dürfte das nicht auf Dauer so bleiben. Vorsicht ist auf alle Fälle beim hochbewerteten Schweizer Franken angebracht. Dagegen dürfte Gold wie früher – über einen längeren Zeitraum – die Kaufkraft erhalten können und bleibt eine perfekte Beimischung für ein internationales Aktienportfolio.

Bitcoin ist kein Ersatz
Kryptowährungen wie der Bitcoin werden immer wieder als das moderne digitale Gold und damit als Alternative angepriesen. Tatsächlich lassen sich Bitcoin, Ether und Co. ähnlich wie Gold nur in einem recht begrenzten Umfang schürfen. Außerdem entziehen sie sich ebenfalls weitestgehend dem Einfluss der Notenbanken. Doch dieser Vergleich greift zu kurz.

Die Menschen haben sich seit Jahrtausenden darauf verständigt, dass Gold einen Wert hat – und zwar weltweit. Den Bitcoin, die größte und älteste Kryptowährung, gibt es dagegen erst seit rund 15 Jahren. Die lange Tradition von Gold macht es als Wertaufbewahrungsmittel gewissermaßen alternativlos.

Bei Betongold sieht es kaum besser aus, wenn auch aus anderen Gründen. Die stark gestiegenen Baukosten und Hypothekenzinsen haben Immobilienerwerb derart verteuert, dass sie unter Renditegesichtspunkten derzeit kaum Sinn machen. Bleibt Gold.